
Dr. Sarah Henkelmann ist Sprecherin des Netzwerks Digitale Bildung.
Bei der digitalen Berufsorientierung plädiert sie dafür, auch durchaus mal neue Wege zu gehen und Dinge auszuprobieren.
Rastatt – 05. Oktober 2022
Ein Interview mit Abi der Bundesagentur für Arbeit.
abi» Die Pandemie hat vor allem die praktische Berufsorientierung, das Reinschnuppern und Ausprobieren deutlich eingeschränkt. Lässt sich das digital überhaupt ersetzen?
Dr. Sarah Henkelmann: Natürlich ist die praktische Erfahrung nur sehr schwer zu ersetzen. Aber es gibt im digitalen Raum durchaus Möglichkeiten, einen guten Einblick in einen Beruf zu bekommen. Ich habe während der Pandemie viele – auch kleinere – Betriebe oder Handwerkskammern erlebt, die da wirklich gute Ideen hatten. Sie mussten ihrerseits ja auch Wege finden, zukünftige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu erreichen. Virtuelle Betriebsbesichtigungen, kleine Videos über den Arbeitsalltag oder auch mal einen witzigen Clip auf TikTok oder Instagram. Die Pandemie hat dazu beigetragen, dass Betriebe genauer schauen, wo Jugendliche online unterwegs sind, und dann auch mal unkonventionelle Wege gehen und etwas ausprobieren.
abi» Wege, die Lehrkräfte auch ausprobieren sollten?
Dr. Sarah Henkelmann: (lacht) Das heißt natürlich nicht, dass Lehrkräfte jetzt unbedingt einen TikTok-Kanal brauchen. Aber sie sollten offen für diese Welt sein. Und ja – warum nicht mal die Schülerinnen und Schüler ein Bewerbungsvideo im TikTok-Format drehen lassen? Oder YouTube-Videos im Unterricht nutzen?
abi» Welche digitalen Formate eignen sich für die Berufsorientierung?
Dr. Sarah Henkelmann: Gerade, wenn es um die erste, grobe Orientierung geht, gibt es viele digitale Tools, die wunderbar funktionieren. Wie Check-U der Bundesagentur für Arbeit oder andere Selbsttests, die dann später im Unterricht besprochen werden. Auch für einen ersten Einblick in einen Beruf oder ein Studium reicht zunächst eine virtuelle Betriebsbesichtigung oder ein Video. Und viele Berufsmessen finden ebenfalls online statt. Das hat ja auch einen Vorteil: Online kann man sich viel mehr anschauen – und auch schneller wieder wegklicken, wenn es einen eben nicht interessiert.
abi» Wie lassen sich diese Formate gut in den Unterricht einbauen?
Dr. Sarah Henkelmann: Das kommt natürlich sehr auf die Schule und die technische Ausstattung an. Da hinken wir in Deutschland leider immer noch sehr hinterher. Und die technische Ausstattung allein macht ja auch noch keinen guten digitalen Unterricht.
Die Lehrkräfte brauchen Fort- und Weiterbildungen – und vor allem Mut, einfach mal loszulegen. Also: Berührungsängste ablegen und einfach mal machen!
abi» Denken Sie, dass vieles davon auch nach der Pandemie noch genutzt wird?
Dr. Sarah Henkelmann: Ich bin überzeugt davon! Ich denke schon, dass Betriebe oder Hochschulen und Jugendliche vermehrt online zusammenfinden. Und viele Lehrkräfte, die jetzt verstärkt mit digitalen Werkzeugen arbeiten, merken, wie bereichernd sie für ihren Unterricht sind. Gerade auch bei der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen bieten sie so viele Möglichkeiten.

Pressekontakt
Ina Schindler
Projektbüro Netzwerk Digitale Bildung
Im Steingerüst 10
76437 Rastatt
Telefon: +49 (0)172-86609673
presse@netzwerk-digitale-bildung.de
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