Praxisbeispiel aus unserem Lehrernetzwerk

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Beitrag von Stefan Schwarz, Botschafter für Pädagogik

Wir brauchen mehr Mut, Bildung mit digitalen Werkzeugen einfach einmal auszuprobieren. Wie das aussehen kann, zeigt das Best-Practice-Beispiel von Lehrer Stefan Schwarz – seine Schüler sind begeistert.

Stellen Sie sich vor, ein Lehrer will im Geschichtsunterricht bei seinen Schülern die Geschehnisse der Weimarer Republik vertiefen. Der klassische Frontalunterricht stößt hier schnell an seine Grenzen, da er den natürlichen Wissensdurst der Schülerinnen und Schüler hemmt. Wie wäre es stattdessen, wenn man diese die historischen Fakten in Form einer Nachrichtensendung aufbereiten und präsentieren lässt? Es gibt heute wohl keinen Schüler in der Sekundarstufe 1 und 2, der die Möglichkeiten von Notebooks und Smartphones nicht nutzt. Dies kann sich der Lehrer zunutze machen, indem er sie Inhalte zusammenfassen und mit Hilfe von Bildern und/oder Videos aufbereiten lässt. Auch Interviews mit Schülern, die zum Beispiel in die Rolle von Politikern aus der Zeit der Weimarer Republik schlüpfen, lassen sich in solche Nachrichtensendungen einbinden.

Best Practice: Was bei Lehrern und Schülern ankommt

Der Lehrer kann im Vorfeld beispielhaft zeigen, wie eine Nachrichtensendung aufgebaut ist. Oder die Klasse schaut sich gemeinsam eine aktuelle Nachrichtensendung aus dem Fernsehprogramm an. Dann legen alle gemeinsam fest, welche Medien (Video, Fotos oder Audio) und Darstellungsformen (Reportage oder Interview) zum Einsatz kommen sollen. Die Klasse wird in kleine Gruppen eingeteilt und die Schüler verteilen in ihrer Gruppe die Aufgaben und Rollen. Dann erstellen sie im ersten Schritt ein Skript für ihre Nachrichtensendung. Dabei notieren sie unter anderem den Ablauf, die Rollenverteilung, den Text, den Medieneinsatz und die notwendigen Requisiten.

Ist alles fertig, präsentieren die einzelnen Gruppen innerhalt der Klasse ihre Nachrichtensendungen. Die gesamte Klasse wertet die Ergebnisse aus, indem die Schüler sich gegenseitig Feedback geben.

Stefan Schwarz, Lehrer an der Oberlinschule Potsdam, hat diese und andere Formen des interaktiven Unterrichts bereits mehrfach erprobt – und seine Schüler sind begeistert. Besonders Unterrichtsmethoden mit einem spielerischen Zugang zu den jeweiligen Lerninhalten kommen gut an. Zum Beispiel Mathefußball: Hier treten die Schüler in einem schematischen Fußballfeld, das der Lehrer auf einem interaktiven Whiteboard zeichnet, in zwei Teams gegeneinander an. Jede Mannschaft hat hier einen Ball, der zu Beginn auf der Mittellinie liegt. Zwei Schülern – jeweils einer aus jedem Team – stellt der Lehrer stellt eine Rechenaufgabe. Wer von beiden am schnellsten ist, erhält für seine Mannschaft einen Punkt – und der Ball des Teams rückt im Spielfeld ein Stück weiter vor in Richtung gegnerisches Tor. Dann folgt die nächste Frage an zwei andere Schüler – so lange, bis eine Spielfigur im gegnerischen Tor angekommen ist. Dann wird der Ball wieder auf die Mittellinie gelegt.

Vorteil für den Lehrer: Flexible Auswahl der Methoden

„Moderne Unterrichtsmethoden mit digitalen Werkzeugen und Methoden ermöglichen einen differenzierten und schülerorientierten Unterricht, da die Methoden an das Unterrichtsfach, das Thema, die Klassenstufe sowie die Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler flexibel ausgewählt und angepasst werden können“, sagt Stefan Schwarz.

Mehr noch: Im Fall der Nachrichtensendung haben die Schüler den Unterrichtsstoff nicht nur erfasst, umformuliert, zusammengefasst und beurteilt, sondern gleichzeitig auch sprechen, hören und sehen geübt – und ihrer Kreativität freien Lauf gelassen.

Der Wunsch der Schulen, sich mit der Zukunft des Lernens zu beschäftigen, ist groß. Der Collaborative Classroom, bietet dafür optimale Voraussetzungen. Er ist gewissermaßen ein Leuchtturm für das digitale Lernen in den Schulen. Doch muss man nicht gleich einen hohen Leuchtturm bauen, um digitale Lernformen umzusetzen. Auch kleinere Leuchtfeuer in Form von Notebooks und Apps sind probate Mittel. Sie benötigen keine langen Planungsphasen und Genehmigungsprozesse, sondern können ganz nach Bedarf eingeschaltet werden.

Dabei kommt es nicht auf einzelne Technologien oder die technischen Hilfsmittel an. Es geht vielmehr auf darum, praktische Handlungskonzepte und pädagogisch-didaktische Szenarien zu entwickeln, zu erproben und zu evaluieren. In Deutschland neigen wir oft dazu, Dinge erst dann zu ändern, wenn wir genau wissen, dass sie funktionieren. Doch erschwert oder blockiert diese Haltung Innovationen in der Bildung. Wir brauchen mehr Mut, Bildung mit digitalen Werkzeugen einfach einmal auszuprobieren.

Dieser Beitrag stammt aus unserer Broschüre „Lehren und Lernen mit digitalen Werkzeugen“. Suchen Sie weitere Ideen für einen Unterricht, der die Neugier und den natürlichen Wissensdrang der Schüler fördert? Sie können die Broschüre kostenfrei herunterladen:

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