Diskussionsbeitrag von Martin Breier

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Beitrag von Martin Breier, Botschafter für Beschaffung

Die digitale Infrastruktur deutscher Schulen soll mit fünf Milliarden Euro auf den neusten Stand gebracht werden. Das ist ein wichtiger, ja sogar zwingend notwendiger Schritt für die Zukunft. Doch die angestrebte Digitalisierung stellt die Schulen auch vor weitere Herausforderungen, auf die dringend Antworten gefunden werden müssen.

Ich möchte diesen Text mit einer Würdigung beginnen. Sie gilt den unzähligen Digital-Pionieren in den Schulen unseres Landes. Aus abgelegten, oft altersschwachen PCs schufen diese engagierten Lehrerinnen und Lehrer die ersten Schulnetzwerke, ließen als erste die Kreide sinken und nutzten interaktive Whiteboards. Das Internet war für sie schon früh eine großartige Quelle für selbstbestimmtes Lernen und eine sinnvolle Ergänzung für den eigenen Methodenkoffer. Für die frühe Digitale Bildung an Deutschlands Schulen war ihr Herzblut vermutlich ähnlich prägend wie das Engagement von Bill Gates oder Steve Wozniak für uns „Otto-Normal-User“.

Pioniergeist aller ist gefragt

Ich möchte diesen Text mit einem Appell fortführen. Angesichts der Veränderungen durch die Digitalisierung braucht es heute mehr als nur eine Handvoll Pioniere mit viel Herzblut. Es braucht einen digitalen Konsens und eine positive Aufbruchsstimmung getragen von einem gesamten Kollegium und dem Pioniergeist aller. Wir müssen uns gemeinsam auf den Weg machen.

Patentrezepte gibt es nicht. Daher ist es unerlässlich, dass wir untereinander im Austausch über Chancen und Herausforderungen bleiben – etwa über Plattformen wie das Netzwerk Digitale Bildung. Mit Blauäugigkeit und Zweckoptimismus ist niemandem geholfen. Wahrer Pioniergeist zeichnet sich durch einen Blick in die Zukunft aus, bei dem man zunächst sachlich das Für und Wider abwägt, um sich anschließend mit Enthusiasmus und Zielstrebigkeit gemeinsam auf den Weg in die Zukunft zu machen.

Fünf Milliarden für dringend benötigte Digitalisierung

Natürlich wäre es falsch, die Verantwortung für Digitale Bildung nur bei den Pädagoginnen und Pädagogen zu sehen. Zum Glück dringt diese Erkenntnis auch zur Politik durch – wenn auch immer noch mit der Geschwindigkeit analoger Telefonverbindungen. Um der Digitalisierung der Bildungslandschaft den dringend nötigen Schwung zu verleihen, kündigte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka unlängst an, mit fünf Milliarden Euro die digitale Ausstattung der bundesweit 40.000 Schulen bis 2021 auf den neusten Stand bringen zu wollen. Die Länder sollen die passenden pädagogischen Konzepte dazu erarbeiten. Das Ziel: weg von einzelnen Leuchtturm-Projekten, hin zu flächendeckenden Smart Schools. „Zu guter Bildung im 21. Jahrhundert gehören IT-Kenntnisse, der souveräne Umgang mit der Technik und den Risiken digitaler Kommunikation ebenso wie das Lernen mittels vieler neuer Möglichkeiten digitaler Medien“, so die Begründung für das Digital-Paket.

Fünf Herausforderungen für die IT-Beschaffung

Dieser Erkenntnis kann ich nur zustimmen. Doch so erfreulich und dringend notwendig dieses politische Anliegen ist, so groß sind aus meiner Sicht auch die damit verbundenen Herausforderungen für die IT-Beschaffung der Schulen.

  • Die Schulen brauchen tragfähige, pädagogische Konzepte für den Einsatz von neuen Medien im Unterricht. Ohne sie nützt die modernste IT-Infrastruktur wenig.
  • Es fehlen noch immer gemeinsame und verbindliche (Qualitäts-)Standards für die digitale Infrastruktur der Schulen, an denen sich Lehrkräfte und IT-Beauftragte orientieren könnten. Darunter fallen dringliche Fragen zum Thema Datenschutz und Datensicherheit, aber auch zu einem jugendschutzkonformen WLAN-Zugang für alle oder passenden Cloud-Angeboten für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler.
  • Schulen brauchen mehr professionellen IT-Support. Laut einer Umfrage der „Initiative D21“ kümmern sich an sieben von zehn Schulen immer noch Lehrkräfte um die Wartung der Geräte, oftmals als „Nebenbeschäftigung“. Nur ein Drittel hat eine IT-Fachkraft, die das Kollegium unterstützt. In jedem mittelständischen Betrieb mit vergleichbarer Größe gibt es eine eigene IT-Abteilung, warum nicht auch an deutschen Schulen?
  • Auch der Bedarf an flächendeckenden Fortbildungsangeboten für alle Lehrkräfte ist nach wie vor groß. In der D21-Umfrage gaben sechs von zehn Lehrerinnen und Lehrern an, digitale Medien im Unterricht nur bedingt einzusetzen – vor allem, weil ihnen das Wissen über die Funktionsweise und die didaktische Einsetzbarkeit fehle.
  • Das Thema Beschaffung ist eine Wissenschaft für sich, auf die viele der Verantwortlichen sich nicht hinreichend vorbereitet fühlen. Welche Überlegungen stehen an, wie vergleicht man Angebote, was muss bei einer Entscheidung berücksichtigt werden? Wer sollte in den Prozess eingebunden sein?

Werden diese Herausforderungen nicht bald auf höherer Ebene angegangen, ist es für Lehrkräfte kaum möglich, den Pioniergeist auszuleben und die Potentiale Digitaler Bildung auszutesten.

Beschaffung digitaler Bildungslösungen

Bisher müssen die Schulen auf Fragen, etwa zur Beschaffung, noch ihre eigenen Antworten finden. Wie diese aussehen könnten, zeigt der im Netzwerk Digitale Bildung entwickelte Leitfaden „Digitaler Bildungsplan“. Er unterstützt Entscheider und Lehrkräfte an Schulen bei der Beschaffung digitaler Bildungslösungen. Das Konzept regt zu einer langfristigen Planung und zur Entwicklung eines ganzheitlich-pädagogischen Konzeptes an. Als Grundlage und Orientierung dafür gibt es eine Übersicht mit zentralen Fragen und Checklisten sowie konkrete Tipps aus der Praxis.

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