Forderung nach Aufschub des digitalen Unterrichts und PISA: Sind überhaupt alle Chancen genutzt?

Lesezeit: 3 Minuten

Kurz vor Jahresende 2023 haben das Netzwerk noch einmal einschneidende Entwicklungen beschäftigt, die in engem Zusammenhang mit unserer täglichen Arbeit für zukunftsweisende Unterrichtsmethoden stehen.

Ende November wurde eine Forderung von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen unterschiedlicher Disziplinen laut, die Digitalisierung an Schulen (und Kindergärten) aufgrund sinkender Lernleistung und negativer Auswirkungen auf die Kinder aufzuschieben.

Kürzlich sind außerdem die Ergebnisse des internationalen Leistungsvergleichs PISA veröffentlicht worden: Die deutschen Schülerinnen und Schüler haben noch nie zuvor so schlecht abgeschnitten wie im Jahr 2022.

Wie hängt das zusammen?

Nach unserer Einschätzung bedingen sich die beiden oben angeführten Erkenntnisse gegenseitig und müssen eine dringende Auseinandersetzung mit den Chancen der Digitalisierung unserer Bildungsmethoden hervorrufen.

Die Erstellung eines Medienentwicklungsplanes im Zuge des DigitalPakt von 2019 war der richtige Ansatz für eine erfolgreiche Nutzung digitaler Werkzeuge im Schulunterricht. Die besonderen Anforderungen der Pandemie traten dann einerseits eine Dynamik in deren Nutzung los, die unbedingt weiterhin beibehalten werden sollte. Andererseits wurden nach der Erfahrung dieser Zeit längst nicht alle digitalen Möglichkeiten genutzt, um durch den Distanzunterricht keine Bildungslücken entstehen zu lassen.

Dies kann unter anderem als möglicher Grund für die Verschlechterung der Schülerinnen und Schüler in der PISA-Studie betrachtet werden.

Methodenvielfalt statt Dauerbeschallung

Unabhängig von der Zeit in der Schule nimmt die Nutzung digitaler Geräte und des Internets durch immer jüngere Kinder und Jugendliche zu. Die Forderung nach digitalisierten Unterrichtsmethoden zielt keineswegs auf einen Ersatz der herkömmlichen Didaktik ab, sondern viel eher auf eine zeitgemäße Ergänzung und Unterstützung der Lehrkräfte unter Einbezug des sich automatisch entwickelnden Know-hows der Lernenden.

Wir beobachten, dass nach wie vor keine flächendeckenden Konzepte und Fortbildungen für das Lehren und Lernen mit digitalen Werkzeugen vorliegen. Lehrende sind häufig mit der zwar angeschafften Technik dann allein gelassen und können so maximal die analogen Werkzeuge wie Papier oder Tafel durch iPads oder Smartboards ersetzen. Damit ist noch kein besserer Unterricht gewonnen.

Dabei ist die praktische Erfahrung beim Lernen elementar und hier kann – bei entsprechender Fortbildung der Lehrkräfte – durch die innovativen Möglichkeiten heutiger Hard- und Softwareelemente auch Bildung in Grund- und Förderschulen erfolgreich gestaltet werden.

Hier gilt: Die Qualität der Ausstattung und der Methode steht vor der Quantität der Ausstattung und ihrer Nutzung!

Was würde ein Verbot von digitalen Werkzeugen im Unterricht bedeuten?

Wir vom Netzwerk Digitale Bildung halten einen Stopp der digitalen Unterrichtsmethoden für absolut kontraproduktiv und einen regelrechten Rückschritt für unser Bildungssystem. Eine flächendeckende Fortbildung der entscheidenden und ausführenden Kräfte an Schulen und Bildungseinrichtungen ist unverzichtbar für die ohnehin nicht aufzuhaltende, aber sinnvolle Nutzung digitaler Optionen im Lernprozess.  

In Baden-Württemberg sind in den vergangenen Wochen dahingehend auch Schritte in eine progressive Richtung unternommen worden: In der Änderung des Schulgesetzes wurde die rechtliche Grundlage für Digitalisierung in den Schulen und für Unterricht geschaffen und eine neue Digitalisierungsstrategie für inhaltliche und organisatorische Maßnahmen wurde im Kabinett vorgestellt.

Der Umgang mit digitalen Medien und Methoden bereits im Schulalter ist für die Schülerinnen und Schüler eine essenzielle Chance, auf die draußen wartende, zunehmend digital funktionierende (Arbeits-)Welt vorbereitet zu werden.

Aus unserer Sicht sind in der Gestaltung der zukünftigen Unterrichtsmodelle bisher bei weitem nicht alle Gelegenheiten genutzt. Ein Update des DigitalPakt Schule ist für eine reale Verbesserung der Unterrichtssituation unabdingbar. Mit der Arbeit in unserem Netzwerk begleiten wir diesen Weg aktiv, um Lehrenden und Lernenden die Bildungsmöglichkeiten der Zukunft nahezubringen.

Wir interessieren uns für Ihre Einschätzung!

Welche Erfahrung haben Sie in Bezug auf digitale Werkzeuge im Unterricht gemacht und welche Wünsche, aber vielleicht auch Bedenken haben Sie? 

Wir freuen uns auf Ihre Gedanken und Beiträge. Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf!

Quellen:

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/pisa-studie-128.html

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article248551498/Bildung-Smartboard-Frust-statt-Kreidestaub-Was-bei-der-Digitalisierung-der-Schulen-schieflaeuft.html

https://km-bw.de/,Lde/startseite/service/statement-zu-pisa-ergebnissen

https://www.digitalpaktschule.de/de/was-ist-der-digitalpakt-schule-1701.html

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